Garmin Vivoactive 3: Unboxing und Einrichtung

Lesezeit: 11 Minuten

Garmin bewirbt die Vivoactive 3 als GPS-Smartwatch, so weit würde ich aber nicht gehen, die Vivoactive 3 ist und bleibt primär eine Sportuhr die man auch im Alltag tragen kann. Als Kernfunktionen werden beworben:

  • Herzfrequenzmessung am Handgelenk
  • GarminPay für kontaktloses Bezahlen
  • Anpassbares Design mit tausenden von Watchfaces, Apps und Widgets
  • GPS
  • Vorinstallierte Widgets für 15 Sportarten
  • Smarte Benachrichtigungen (Whatsapp und Co.)
  • Akku-Laufzeit von bis zu 7 Tagen im Smartwatch-Modus und 13 Stunden im GPS-Modus


Man sieht also, Garmin versucht hier den Spagat zwischen Sport- und Alltagsuhr. Ob das gelingt? Wir werden sehen.


Verpackung und Lieferumfang

Die Uhr wird in einer schön bedruckten Hardcoverbox geliefert. Auf ihr ist ein Aufkleber zu sehen: „CHIP Februar 2008: Sehr gut.“ Na da bin ich ja mal gespannt. Ich habe vorher weder Tests noch Kommentare gelesen, meistens wird man dann doch vom Kauf abgeschreckt, zumindest geht es mir, bei eigentlich überflüssigen Käufen, sehr oft so. Die Verpackung macht auf jeden Fall schon mal einen hochwertigen Eindruck.



Nach dem Abnehmen des Deckels kann man dann die Uhr entnehmen. Diese ist um einen kleinen Schaumstoffblock geschnallt und wird von zwei Folien geschützt. Der Kunststoffanteil bei der Verpackung ist insgesamt erfreulich gering.


Der Lieferumfang sieht wie folgt aus:

  • Tracker Vivoactive 3
  • USB-Ladekabel mit pro­p­ri­e­tärem Anschluß
  • Produkthinweise
  • Bedienungsanleitung

Der erste Eindruck

Die Vivoactive 3 macht einen gar nicht mal so schlechten Eindruck für einen Fitnesstracker. Das Gehäuse ist aus Kunststoff und tadellos verarbeitet. Das selbe gilt für die Lünette aus Edelstahl. Der Uhrenboden besteht aus einer Kombination aus Edelstahl und Glas. In ihm sind drei Sensoren und der USB-Anschluß integriert.



Etwas unschön ist der offene USB-Port der weder über eine Klappe noch andere Schutzmechanismen besitzt. Hier muß dann die Zeit zeigen wie robust diese Lösung tatsächlich ist. Immerhin funktioniert das Aufladen ohne Probleme: Stecker rein und los. Mit Grauen denke ich hier zum Beispiel an den fummeligen Ladeadapter einer Nokia HR zurück den ich das ein oder andere mal am liebsten im weiten Bogen durch das Fenster geworfen hätte.


Das Armband ist aus Silikon und mit einem Schnellverschlußsystem ausgestattet das ein zügiges Wechseln der Bänder erlaubt ohne das man sich die Finger bricht. Hier sollte auch jedes andere Armband mit 20mm Breite passen.


Alles in allem geht die gebotene Qualität, anhand der eingesetzten Materialen, in Ordnung. Im Gegensatz zu einer Nokia HR Steel kommt beispielsweise kein Eindruck eines billigen Produktes auf. Richtig edel oder hochwertig wirkt die Vivoactive 3 aber nicht, aber das muß sie auch nicht da es sich hier primär um ein Sportgadget handelt.


Der Tragekomfort ist, bedingt durch das geringe Gewicht, hoch. Die Uhr wiegt gerade mal 42 Gramm. Je nach dem was man macht hat man schnell vergessen das man eine Uhr trägt. Um eine zuverlässige Ermittlung der Herzfrequenz sicher zu stellen muß man das Armband auch nicht übermäßig fest schnallen, es genügt völlig einen bequemen Sitz einzustellen.


Mit 43,4 mm Gehäusedurchmesser ist die Vivoactive 3 auch nicht übermäßig groß und die baut mit 11,7 mm auch nicht besonders hoch, dadurch wirkt sie am Handgelenk nicht klobig sondern eher wie eine ganz normale Uhr.

Die Technik

Das erste Einrichten per Garmin Connect App hat ganz gut funktioniert, bis auf die Tatsache dass die Temperatur nur in Fahrenheit angezeigt wird:



Alle anderen Daten lassen sich in der App von Meilen auf Kilometer usw. umstellen. Es fehlt aber eine Einstellung für die Temperatur? Im Supportforum steht dazu eine Erklärung, die Einheit der Temperatur kann man nur auf der Uhr selbst ändern. Garmin, ernsthaft?


Nach etwas Rumspielen wollte ich mir dann auch mal ein paar andere Watchfaces auf die Uhr laden. Aber jeden Versuch ein Watchface zu laden quittierte die App mit der Meldung die Uhr bräuchte erst ein Update. Ok, ist ja nun auch kein Problem, allerdings zeigte mir die App kein Update an?! Auch die Uhr behauptete steif und fest alles sei auf dem neusten Stand.


Also habe ich mir diese schreckliche Garmin Connect App für macOS geladen (die kenne ich ja noch vom Garmin Edge 810) und die Uhr per USB am Mac angeschlossen. Aber auch hier nur die Meldung das alles auf dem aktuellen Stand, 3.50, wäre.


Etwas ratlos habe ich dann erst mal die Uhr per USB aufgeladen da der Akku nur zu 50% gefüllt war. Das ging übrigens erstaunlich schnell und dauerte maximal eine halbe Stunde. Als ich die Uhr dann getrennt und das USB-Kabel angezogen habe, zeigte mir die Uhr auf dem Display urplötzlich ein Update und ein Fortschrittsbalken an.


Nach etwa fünf Minuten startete die Uhr neu. Ich habe sie dann noch mal per USB mit Garmin Connect für macOS verbunden um nachzusehen was ich hier denn nun getan hat, aber auch hier wird wieder nur die Version 3.50 als aktuelle Version angezeigt. Die Uhr selbst zeigt auch nur 3.50 an. Keine Ahnung was hier genau installiert worden ist.


Also halten wir kurz fest, die Installation von weiteren Apps und Watchfaces wurde von der Uhr abgelehnt da die Software nicht aktuell sei. Irgendwie hat die Uhr dann doch ein Update gemacht das nirgends angezeigt worden ist. Nach dem Update zeigt die Uhr die selbe Firmwareversion an wie vorher.


Was immer Garmin hier macht, mach fühlt sich doch gleich wieder heimisch. Ich denke mal Garmin ohne Chaos wird ein ewiger Wunschtraum bleiben. Das gute ist ja, ich bin ja komplett ohne Erwartungen an die Vivoactive 3 gegangen, also wurde ich bisher auch nicht wirklich enttäuscht.


Immerhin ist es jetzt möglich weitere Apps und Watchfaces zu installieren, mehr wollte ich ja gar nicht.

Das Display zwischen Werbung und Realität

Wobei das mit nicht enttäuscht stimmt nicht ganz, etwas enttäuscht bin ich beim Display schon. Die Produktbilder zeigen überall sattes Schwarz und leuchtende Farben, da es sich hier um kein OLED-Display handelt, ist das so nicht möglich.


Einen satten schwarzen Hintergrund gibt es nur im stark gedimmten Ruhemodus. Befindet sich das Display im regulärem Betriebsmodus, so wird aus dem Schwarz ein dunkles Grau und man sieht eben deutlich die Hintergrundbeleuchtung.


Es kommt hier zwar das „Chroma Display“ der teureren Fenix-Familie zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes transflektives MIP-Display. Zusätzlich zur Hintergrundbeleuchtung wird noch eine spiegelnde Schicht eingebaut die das einfallende Licht zurückwirft. Dadurch soll das Display, bei Sonnenschein, besser ablesbar sein. Wirklich überzeugend finde ich das aber nicht.



Die Farben sind recht blass und bei weitem nicht so knackig wie man es von guten Smartphonedisplays gewöhnt ist. Besonders fein auflösend ist es auch nicht, hier kommen 240x240 Pixel zum Einsatz. Hier muß schon sagen, die Produktfotos sind schon extrem geschönt. Bei dem aufgerufenem Preis geht das schon klar. Ich hätte mir aber dennoch ein besseres Display gewünscht, meinetwegen auch zu einen höherem Preis, ich denke für 30-40 EUR mehr wäre sogar ein farbiges OLED-Display drin gewesen.


Die Standardhelligkeit der Hintergrundbeleuchtung ist übrigens auf 50% eingestellt, man kann die Anzeige also noch erheblich heller machen, aber bringen tut es nicht wirklich was außer das die Farben noch blasser und der Kontrast noch schwächer wird. Ich habe die Helligkeit auf 40% herunter geregelt.

Die Bedienung

Man kann die Vivoactive 3 mittels Knopf, Touchdisplay und einer Sensorleiste bedienen. Das mit dem Touchdisplay funktioniert zwar gut, aber es ist doch schon etwas nervig das man ständig das Display mit Fingerabdrücken verschmutzt. Und man verdeckt auch ständig das Display wenn man die Uhr bedient.


Deswegen bin ich dazu übergegangen die Uhr mit der Sensorleiste an der Seite zu bedienen. Die ist leider etwas ungenau, aber wenn man mal den Dreh raus hat geht das schon da jede Aktion mit einer kurzen Vibration bestätigt wird. Die Sensorleiste ist eine geriffelte Fläche an der linken Seite.


Streicht man mit dem Finger von oben nach unten dann blättert auch das Display eine Ansicht weiter und umgekehrt. Eigentlich keine schlechte Sache, aber leider viel zu ungenau. Hier wären zwei weitere Köpfe (hoch / runter oder weiter / zurück die deutlich präzisere Lösung gewesen. Einen wirklichen Grund bzw. Vorteil der Touchbedienung sehe ich nicht, die hätte man komplett weglassen können.


Der einige Knopf ist ein Multifunktionsknopf mit dem man folgende Dinge regeln kann:

  • Zurück zum Zifferblatt (wenn man sich in einem Untermenü befindet).
  • Start einer Aktivitätsaufzeichnung (wenn man sich nicht in einem Untermenü befindet.
  • Start und Stopp der Aktivitätsaufzeichnung.
  • Ein längerer Druck zeigt das Systemmenü an. Hier kann man dann unter anderem die Uhr neu starten.
  • Ausschalten erzwingen. Hält man die Taste 15 Sekunden gedrückt wird die Uhr ausgeschaltet.


Insgesamt lässt sich die Vivoactive 3 gut und intuitiv bedienen. Hin und wieder kommt allerdings die Anzeige deutlich ins Stocken. Das hätte ich jetzt auch nicht unbedingt erwartet. Bleibt zu hoffen das Garmin das noch in den Griff bekommt.

Die Garmin Connect App

Ich muß sagen, ich habe schlimmeres erwartet, aber die App ist doch recht ordentlich. Sie ist übersichtlich und läßt sich intuitiv bedienen. Ausgenommen der Teil der sich mit der Konfiguration der Vivoactive 3 widmet. Dazu aber später mehr.


Nach dem Start verbindet sich die App mit der Vivoactive 3 und führt eine Synchronisation durch. Eine grüne Anzeige signalisiert das die Uhr mit der App verbunden ist. Das geschieht ziemlich schnell und ein paar Augenblicke später sieht man dann, zum Beispiel, auch die aktuelle Herzfrequenz in der App. Auf der Übersichtsseite sind auch viele andere Bereiche wie Schritte, Stockwerke und der Stresslevel zu finden. Ein Tapp auf den jeweiligen Bereich führt dann zu einer Detailansicht.


Das ist alles schön gemacht und gefällt mir. Natürlich gibt es unzählige Konfigurationsmöglichkeiten, auf die werde ich aber nicht weiter im Detail eingehen, ich will ja nur einen groben Überblick liefern.


Weniger schön ist der Bereich der sich mit der Konfiguration der Uhr beschäftigt. Ruft man ihn auf, dann kommt es öfters vor das sich die App einen Wolf synchronisiert ohne das etwas passiert. Ich weiß mir dann auch nicht zu helfen und beende die App und starte alles neu. Manchmal kommt auch gar keine Verbindung zustande obwohl die App vorher eine aktive Verbindung angezeigt hat. Alles sehr seltsam. Das sind zwei Bildschirme die mir relativ häufig begegnet sind:



Geht man dann in das App-Management kann man sich weitere Watchfaces, Apps und Datenfelder herunterladen. Die meisten sind kostenlos, es gibt aber auch kostenpflichtige Erweiterungen.


Was ich ebenfalls sehr unschön finde ist das alle Links zu einem externen Angebot führen, dem Connect IO-Shop. Und da ist die Navigation einfach schrecklich. Sobald man etwas zur Installation auswählt befindet man sich wieder an der Startseite und sämtliche Seiten und Filter sind zurück gesetzt. Hier wird wohl einfach nur der Webshop in der App aufgerufen:



Aufgrund der umständlichen Bedienung in der App empfehle ich den Shop auf einem Computer zu Durchstöbern, alles andere macht einfach keinen Spaß. Und das macht man wahrscheinlich eh nur ein mal denn so viel interessantes gibt es dort auch nicht. Abgesehen davon saugen Erweiterungen auch ggf. den Akku extrem schnell leer, dazu jedoch an anderer Stelle mehr.


Ich habe mir als neues Watchface das Sun Watch Face gekauft. Das mitgelieferte mit den den Zeigern finde ich zwar auch ganz schön, aber auf einer digitalen Anzeige analoge Instrumente zu simulieren finde ich doch etwas strange. Das Sun Watch Face ist klar strukturiert und kann umfangreich konfiguriert werden, wenn man die Optionen für ca. 80 Cent frei schaltet. Die meisten anderen Watchfaces finde ich persönlich zu anstrengend und zu überladen.

Akkulaufzeit

Abgesehen vom Einsatzzweck und der Einsatzdauer der Vivoactive 3 gibt es einen Faktor der sich unabhängig von allen anderen Faktoren negativ auf die Akkulaufzeit auswirken kann, das sind die Watchfaces.


Es gibt viele verschiedene und auch sehr gute Watchfaces die nicht von Garmin stammen. So gibt es zum Beispiel Watchfaces die permanent die Herzfrequenz anzeigen. Das ist zwar recht praktisch, aber die Darstellung geht enorm auf die Batterielaufzeit der Uhr. Gefühlt würde ich sagen das die Verwendung von Watchfaces mit sehr vielen Anzeigen gleichzeitig die Laufzeit gut und gerne mal eben um 50% verringert.


Bei normaler Nutzung als Uhr und permanenter Aufzeichnung der Herzfrequenz und anderer Daten kommt man gut auf fünf bis sieben Tage Laufzeit.

Erstes Fazit

Das sollte es erst mal für den Anfang gewesen sein. Zusammenfassend kann man sagen das die Hardware in Ordnung ist. Das Display könnte besser sein, aber als abwertenden Faktor seh eich das jetzt nicht.


Die Softwareseite ist durchwachsen. Das mit den Updates klappt irgendwie überhaupt nicht so wie es soll. Der externe Shop ist auch nur sehr unsauber in die App integriert. Dafür ist die Übersicht der Daten gelungen und das ist ja letztendlich das was wichtig ist.


Alles in allem bin ich mit dem ersten Eindruck doch recht zufrieden und die Vivoactive 3 macht Lust auf mehr. Das habe ich bei einem Garmin-Produkt nicht unbedingt erwartet.


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